Novemberschreiben

Die ersten Zeilen meines Novemberromans 2008. Ein bisschen überarbeitet:

Lily:

Rote Zacken auf grauem Beton. Ein hastig hingespraytes Symbol. Gefahr.
Die Gasse sieht unheimlich aus. Dunkel, voller Abfall. Keiner würde sie der hell erleuchteten Strasse vorziehen. Ausser mir. Dieses eine Mal jedenfalls.
Das Licht verschwindet. Der Strassenlärm ist nur noch gedämpft zu hören. Der Gestank nimmt zu. Verwesung, Urin und eine Menge Undefinierbares. Hier und da leuchtende Augen und ein Rascheln.
Ich ziehe die Schultern hoch, vergrabe meine Hände tiefer in den Manteltaschen. Was wenn ... Nein! Nicht daran denken, ruhig bleiben! Panik kann ich mir jetzt nicht leisten. Etwas gesunde Angst dagegen schon. Ich taste nach dem Revolver. Umfasse den Griff. Ich bin bereit.
Der Schatten kommt aus dem Nichts. Schnellt auf mich zu. Ohne zu zögern drücke ich ab. Einmal, zweimal, dreimal. Das Echo hallt durch die Gasse während der Körper von mir wie in Zeitlupe zu Boden fällt.
Dann hinter mir ein Geräusch. Ich fahre herum. Etwas warmes spritz mir ins Gesicht. Blut. Aber nicht meins. Ein geköpfter Körper fällt zur Seite. Gibt den Blick auf Dante frei. Er grinst mir zu, den blutigen Dolch in der Hand.
Der Dritte kommt von oben. Dante reisst mich zur Seite. Stösst mit der anderen Hand zu. Aber er trifft nicht richtig. Kratzt nur den Arm des Monsters. Das ist es in der Tat. Verzerrte Proportionen, wuchernde Geschwüre, scharfe Reisszähne. Ich drücke ab. Der Kopf fliegt zurück. Die klauenbesetzten Hände sinken nach unten.
Das dumpfe Geräusch des aufprallenden Körpers verklingt. Wir stehen immer noch da. Aufmerksam. Kampfbereit. Aber nichts rührt sich.
„Waren das alle?“
Dante nickt, lächelt, aber seine Hand umklammert noch immer den Griff des Dolches.
„Gut gemacht“, lobt er. “Die Nummer mit der scheinbar hilflosen Frau funktioniert einfach immer. Auch wenn ich jedes mal Angst um dich habe.“
„Nicht doch, ich habe einen Helden, der mich beschützt. Und der hat sich einen Kuss verdient.“ Ich mache einen Schritt auf ihn zu und küsse ihn flüchtig auf die Wange.
„Ist dir deine Rettung nicht mal einen richtigen Kuss wert?“ Er wartet die Antwort nicht ab. Der Dialog ist schon fast zu einem Ritual geworden.
„Über uns“ flüstert er mir zu.
Es fliegt auf uns zu. Die Siluette hebt sich deutlich vom lichtverschmutzten Nachthimmel ab. Ich habe noch einen Schuss, erwische es in der Luft. Dante erledigt den Rest. Zerteilt den fallenden Körper. Seine wirbelnden Bewegungen sind eindrucksvoll. Es geht sehr schnell, schon liegt der Gegner in Stücken vor uns.
Diesmal entspannt sich Dante wirklich. Wirft den Dolch in die Luft, fängt ihn wieder. Eine schreckliche Angewohnheit, aber in dieser Situation für einmal beruhigend. Er ist derjenige, der die dämonischen Auras wahrnehmen kann. Ich kann nur auf seinen Instinkt vertrauen. Entwarnung.
Trotzdem öffne ich die Trommel des Revolvers, lade nach. Silberkugeln, eine Spezialanfertigung und sehr effektiv.
„Ich mag ja die Nummer mit dem abgelenkten Liebespaar lieber.“ Ich zwinkere ihm zu.
Aber Dante geht nicht darauf ein. Er studiert die seltsamen Körper. Ich habe bisher vermieden, sie genau anzusehen. Sie sind ekelerregend. Unnatürliche Karikaturen menschlicher Wesen. Als wäre ein Gestaltwandler mitten in der Verwandlung erwischt worden. Aber ich zweifle, dass das so schrecklich aussehen würde. Einige Stellen sind mit Fell bedeckt, andere mit ekligen Blasen. Und teilweise sieht die Haut auch einfach normal aus.
„Was ist das?“
Dante schüttelt den Kopf: „Ich weiss es nicht. Ich habe noch nie etwas annähernd ähnliches gesehen. Uns auch nicht gehört dass auf die zutreffen könnte. Vielleicht sind sie das Resultat eines misslungenen Zaubers. Ihre Aura ist definitiv dämonisch, aber sehr chaotisch. Keine Gestaltwandler, keine Magier, Keine Vampire. Ich kann sie nicht zuordnen.“ Er geht auf mein erstes Opfer zu, Köpft es. „Sieht aus, als könnten sie sich regenerieren. Besser wir verbrennen sie.“
Ich nicke, ich bin froh, wenn ich diese verkrüppelten Glieder nicht mehr sehen muss.




Und noch eine Onlinezeichnung von Dante. Ohne Drucksensibilität zu zeichnen ist irgendwie seltsam.


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